Das Modem gehört zu den meistgekauften Peripheriegeräten für Computer. Wegen der komplizierten Technik eines Modems bedarf es jedoch einer besonderen Kommandosprache, um dem Modem mitteilen zu können, was es zu tun hat. Der amerikanische Modemhersteller "Hayes" hat daraufhin einen Befehlssatz entwickelt, der sich mittlerweilen als Standard durchgesetzt hat. Dieser "Hayes-Befehlssatz" verwendet Kürzel, die meistens aus einem Buchstaben und einer Zahl bestehen. Die Mehrzahl der Befehle wird mit dem Präfix "AT", der Kurzform für "Attention" eingeleitet.
Im folgenden eine Uebersicht der Hayes-Kommandos:
verbale Form | numerische Form | Erklärung |
OK | 0 | Kommando wurde ausgeführt |
CONNECT | 1 | 300 Baud-Verbindung erreicht |
RING | 2 | ein Anruf kommt |
NO CARRIER | 3 | kein Trägersignal vorhanden |
ERROR | 4 | Fehler im Befehl |
CONNECT 1200 | 5 | 1200 Baud-Verbindung erreicht |
NO DIALTONE | 6 | kein Freizeichen. Manchmal auch NO DIAL TONE |
BUSY | 7 | Leitung ist belegt |
NO ANSWER | 8 | Modem antwortet nicht |
CONNECT 2400 | 10 | 2400 Baud-Verbindung erreicht |
Da diese Befehle nicht bei allen Modems verfügbar sind und sie noch dazu sehr unterschiedlich ausgelegt werden, sei hier nur auf die wichtigsten Optionen hingewiesen.
Register können gesetzt und abgefragt werden. Auf alle Fälle muss der Vorgang durch ein "AT" eingeleitet werden. Das Setzen eines Registers geschieht mit der Zeichenfolge "AT S(num)=(wert)", das Abfragen mit "AT S(num)?", wobei (num) die Nummer des Registers darstellt und (wert) den numerischen Wert beinhaltet, den das Register erhalten soll. Ein Beispiel wäre "AT S7=60".
Fast alle Modems können den Hayes-Befehlssatz (AT-Befehlssatz) interpretieren und entsprechend darauf reagieren. Schauen wir uns zunächst einige grundlegende Vereinbarungen bezüglich der AT-Befehle an. Weiter unten werden dann die wichtigsten AT-Befehle ausführlich erläutert.
Sobald eine Verbindung zu einem Fremdrechner aufgebaut ist, schaltet das Modem in den Übertragungsmodus. In diesem Modus kann nicht mit dem Modem kommuniziert werden. Wenn es die Situation erfordert und man während einer Verbindung einen AT-Befehl an das Modem senden will (z.B. um dem Modem mitzuteilen, daß es die Verbindung unterbrechen soll), muß das Modem in den Kommandomodus umgeschaltet werden. Man gibt dazu die Escape -Sequenz ein. Die Escape-Sequenz besteht (zumeist, man kann sie nämlich auch ändern) aus drei aufeinander folgenden Pluszeichen. Um sicherzustellen, daß das Modem die +++-Zeichenfolge richtig interpretiert, sollte kurz dem 3maligen Drücken der Plustaste und kurz danach keine weitere Taste betätigt werden.
Beim Umschalten vom Übertragungsmodus in den Kommandomodus wird die Verbindung zum Fremdrechner nicht unterbrochen, es sei denn, man gibt es expilzit an. Solange die Verbindung noch besteht, gelangt man mit dem Befehl AT O (O, nicht null) wieder in den Übertragungsmodus zurück.
Die folgenden AT-Befehle sollten von allen Hayes-kompatiblen Modems interpretiert werden können.
Befehl | Funktion (und evtl. engl. Begriff) |
AT | Kommandobeginn, Modem antwortet mit OK (attention) |
AT A | Modem hebt ab, wenn das Telefon läutet (answer-mode) |
AT D
AT DP AT DT AT DW AT DS=n |
Wählkommando, siehe auch Kapitel 14.5.6 (dial)
Wählkommando für Impulswahl (dial pulse) Wählkommando für Tonwahl (dial tone) „abheben" und auf Wählton warten (dial and wait) wählt die gespeicherte Nummer aus Speicher n (dial stored number) |
AT E
AT E0 AT E1 |
Bildschirmecho ein- oder ausschalten (echo)
Bildschirmecho ausschalten, identisch mit AT E Bildschirmecho einschalten |
AT H
AT H0 AT H1 |
auflegen oder abheben (hang up)
auflegen, Modem geht on-hook, identisch mit AT H abheben, Modem geht off-hook |
AT I
AT I0 AT I1 AT I2 AT I3 AT I4 |
Information über die Firmware (information)
Ausgabe des Produktcodes, identisch mit AT I Ausgabe der ROM-Prüfsumme Prüfsumme berechnen und Vergleich mit ROM-Prüfsumme Ausgabe der Firmware-Version Ausgabe des Produktnamens |
AT L
AT L0 AT L1 AT L2 AT L3 |
Lautstärke des Lautsprechers
Lautsprecher, niedrige Lautstärke, identisch mit AT L Lautsprecher, niedrige Lautstärke, identisch mit AT L Lautsprecher, mittlere Lautstärke Lautsprecher, hohe Lautstärke |
AT M
AT M0 AT M1 AT M2 AT M3 |
Ein- Ausschalten des Lautsprechers (monitor speaker)
Lautsprecher immer aus, identisch mit AT M Lautsprecher ein bis Verbindung steht (sinnvoll) Lautsprecher immer an Lautsprecher beim Wählen und ab CONNECT aus |
AT O | Umschalten in Übertragungsmodus (online state) |
AT P | Pulswahl als Standardwählverfahren festlegen (pulse-dial) |
AT Q
AT Q0 AT Q1 |
Modemmeldungen ein/aus
Modemmeldungen werden ausgegeben Modemmeldungen werden nicht ausgegeben |
AT S
AT Sn? AT Sn=? AT Sn=x |
Inhalt der S-Register anzeigen lassen oder ändern (S-Register)
zeigt den Inhalt des Registers n an zeigt den Inhalt des Registers n an setzt den Inhalt des Registers n auf den dezimalen Wert x |
AT T | Tonwahl als Standardwählverfahren festlegen (tone-dial) |
AT V
AT V0 AT V1 |
Verbale oder numerische Modemmeldung (verbose)
Modemmeldungen werden numerisch ausgegeben Modemmeldungen werden verbal ausgegeben (sinnvoll) |
AT W
AT W0 AT W1 AT W2 |
Format der CONNECT-Meldung nach dem Verbindungsaufbau
Ausgabe der Schnittstellengeschwindigkeit (Baudrate) Baudrate und Übertragungeschwindigkeit auf der Telefonleitung nur Übertragungsgeschwindigkeit auf der Telefonleitung |
AT X
AT X0 AT X1 AT X2 AT X3 AT X4 |
Prüfung von Leitungszuständen beim Wählen
Wählton zum Wählen ignorieren, Besetztzeichen ignorieren Wählton zum Wählen ignorieren, Besetztzeichen ignorieren Wählton zum Wählen abwarten, Besetztzeichen ignorieren Wählton zum Wählen ignorieren, Besetztzeichen anzeigen Wählton zum Wählen abwarten, Besetztzeichen anzeigen |
AT Z
AT Z0 AT Z1 |
Reset und Laden eines gespeicherten Profiles
Laden des Profiles 0, identisch mit AT Z Laden des Profiles 1 |
AT &F
AT &F0 AT &F1 |
Laden der Werkseinstellung (factory)
bei manchen Modems Werkseinstellung für Datenbetrieb bei manchen Modems Werkseinstellung für früheren BTX-Betrieb |
AT &K
AT &K0 AT &K3 AT &K4 AT &K5 AT &K6 |
Flußkontrolle (Handshake) Rechner-Modem
keine Flußkontrolle zugelassen Flußkontrolle über RTS/CTS-Leitungen zugelassen Flußkontrolle mit XON/XOFF zugelassen transparente XON/XOFF-Flußkontrolle Flußkontrolle RTS/CTS und mit XON/XOFF zugelassen |
AT &V | akt. Konfiguration, Profiles und gespeicherte Telefonnummern anzeigen (view) |
AT &W
AT &W0 AT &W1 |
Abspeichern eines Profiles (write)
Speichern der aktuellen Konfiguration als Profile 0 Speichern der aktuellen Konfiguration als Profile 1 |
AT &Y
AT &Y0 AT &Y1 |
Auswählen einer Startkonfiguration
Profile 0 wird nach dem Einschalten des Modems geladen Profile 1 wird nach dem Einschalten des Modems geladen |
AT &Z
AT &Z1=4711 AT &Z3=P4711 |
Telefonnummernspeicher
speichert 4711 im Speicher 1 ab speichert 4711 als Pulswahl im Speicher 3 ab |
AT \N
AT \N0 AT \N1 AT \N2 |
Datenkomprimierung
Normalverbindung ohne Datenkomprimierung Direktverbindung ohne MNP-Fehlerkorrektur Modem versucht zuerst V.42bis-, dann MNP5-Verbindung |
AT %C
AT %C0 AT %C1 AT %C2 AT %C3 |
Datenkomprimierung zulassen (compression)
Komprimierung nicht zugelassen MNP5-Komprimierung zugelassen V.42bis -Komprimierung zugelassen MNP5- und V.42bis-Komprimierung zugelassen |
AT %E
AT %E0 AT %E1 AT %E2 |
Auto-Retrain-Funktion ein- oder ausschalten
Auto-Retrain aus, Modem legt bei schlechter Verbindung auf Auto-Retrain ein, Fallback bei schlechter Verbindung Fallback und Fall forward zulassen (nicht bei allen Modems) |
Tabelle 14.2: Wichtige AT-Befehle
Hier noch ein paar Beispiele für AT-Befehle mit Reaktionen des Modems:
Eingabe: AT
Modem: OK
Eingabe: AT Z
Modem: OK
Eingabe: AT S30=?
Modem: 006
OK
Neben den Standard-AT-Befehlen, die jedes Hayes-kompatible Modem versteht, gibt es noch weitere Befehle, die spezifisch für die Firmware eines Modems sind. Bei vielen Modems wird der Standardbefehlssatz also durch individuelle Befehle erweitert. Da diese Befehle für jedes Modem andere Funktionen haben können, wird hierfür auf die Bedienungsanleitung des Modems verwiesen.
Manche neueren Modems verfügen auch über eine eingebaute Hilfefunktion zu den AT-Befehlen. Die „Hilfe-Befehle" lauten dann etwa so: AT $, AT &$, AT D$ oder AT S$.
Ich habe im Kapitel 14.5.1 bereits gezeigt, daß man mehrere Anweisungen nach der Eingabe von AT angeben kann. AT M3 L2 ist z.B. die Alternative zu AT M3 und dann AT L2. Hier noch ein weiteres Beispiel: AT B0 \N0 &Q6 N0 %C0 S37=6. Mit diesem Befehl wird die Datenkompression ausgeschaltet, das S-Register mit der Nummer 37 wird auf 6 gesetzt usw.
Achtung: Bei AT Z ist dies nicht möglich, nach Z werden alle Angaben ignoriert. Folgende Zeile ist deshalb nicht sinnvoll: AT Z S30=0. In diesem Fall müssen zwei AT-Befehlszeilen eingegeben werden; explizit für dieses Beispiel: AT Z und dann AT S30=0.
Der Befehl AT D weist das Modem an, an die Leitung zu gehen und zu wählen. Der Wählbefehl wird hier extra behandelt, weil er sehr wichtig und gleichzeitig sehr umfangreich ist. Für den Befehl AT D sind folgende Parameter zugelassen:
Parameter | Funktion |
0 bis 9 | Ziffern der Telefonnummer |
P | Pulswahl |
T | Tonwahl |
W | Wählton-Erkennung, Modem wählt erst, wenn es einen Wählton vom Amt erhält |
S | wählt eine im Modem gespeicherte Telefonnummer |
, | Wählpause von einer Sekunde (sinnvoll in Nebenstellenanlagen) |
! | Amtsholung durch Flash (in Nebenstellenanlagen) |
> | Amtsholung durch Erdtaste (in Nebenstellenanlagen) |
; | Modem schaltet nach dem Wählen in dem Kommandomodus zurück |
;H | Modem geht nach dem Wählen on-hook (siehe auch Tabelle 14.4) |
Tabelle 14.3: Parameter des AT-Befehls zum Wählen
Die nächste Tabelle zeigt einige Beispiele:
AT-Befehl | Reaktion des Modems |
AT D4711 | wählt 4711 im voreingestellten Wählverfahren |
AT DP4711 | wählt 4711 im Pulswahlverfahren |
AT DT4711 | wählt 4711 im Tonwahlverfahren |
AT DT0P4711 | wählt 0 in Tonwahl und 4711 in Pulswahl, (sinnvoll bei Telefonanlagen) |
AT DT0WP4711 | wählt 0 in Tonwahl, warten auf Wählton, wählt dann 4711 in Pulswahl |
AT DT0,P4711 | wählt 0 in Tonwahl, wartet eine Sekunde, wählt dann 4711 in Pulswahl |
AT DPS=0 | wählt die Nummer im Speicher 0 in Pulswahl (falls dort kein T steht) |
AT DS=2 | wählt die Nummer im Speicher 2 im eingestellten Standardwahlverfahren (falls dort nicht T oder P steht) |
AT DP4711;H | Modem wählt 4711 in Pulswahl und legt anschließend auf, geht also on-hook. Wenn ein Telefon angeschlossen ist und man vor dem Beenden des Wählvorganges den Hörer abhebt, kann man das Modem mit dieser Befehlsfolge als „Wählmaschine" benutzen. |
AT X3 DP0,4711 | Dieser Befehl kann bei Nebenstellenanlagen nötig sein. Mit AT X3 wird das Modem zur Blindwahl angewiesen, das heißt, es wartet nicht auf einen Wählton, den es ja von einer Nebenstellenanlage nicht bekommen kann. Mit DP wählt das Modem (in Pulswahl) die 0, wartet (wegen dem Komma) eine Sekunde und wählt dann 4711. |
Tabelle 14.4: Beispiele für AT-Befehlszeilen zum Wählen
Anmerkung:
Modems mit BZT-Nummer (vor 1993 ZZF-Nummer), also solche, die wie man früher sagte, postzugelassen sind, haben eine eingebaute Wahlsperre. Das bedeutet, daß sie bei besetzter Leitung eine Nummer meistens nur 3mal, höchsten aber 12mal wählen dürfen. Mehr dazu im Anhang A.
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